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Pünktchen
& Anton

 
 
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Bild: E.Fuchs
Musik: A.L.Webber
("Memory [Cats]")
Prosa: E.Fuchs

 
Pünktchen und Anton

Am Anfang hatte Anton "Willi" geheißen.
Er war ein schöner, rot-weißer Kater mit ausdrucksvollen Bernsteinaugen.
Noch als Kleinkind bekam er eine Spielgefährtin in seiner Sarnauer Wohnung,
es war die kleine Waise "Schönchen". Sie war grau-schwarz getigert mit weiß,
hatte liebe, hell umrandete, leicht grün schimmernde Augen
und eine weiße Schwanzspitze. Dieser verdankte sie den Namen "Pünktchen".
Und natürlich wurde ihr "Brüderchen" dann "Anton" getauft,
nach den Figuren von Erich Kästner.

Bald wurden beide unzertrennlich,
sie aßen und wuschen sich zusammen, schliefen nebeneinander
und vollführten die tollsten akrobatischen Kunststücke.
Anton mit seinen intelligenten Augen war derjenige,
der mit Nachdruck und Ausdauer auf sein Recht pochte,
wenn sein Mensch mal die Zeit vergaß, ob es ums Essen ging
oder um die Hygiene, frische Luft auf der Terrasse zu schnuppern,
oder ein paar Streicheleinheiten abzuholen.

Pünktchen konnte sich da ganz auf ihn verlassen.
Sie war die Bescheidenheit und Geduldigkeit in Person.
Beinahe stundenlang konnte sie vor der Terrassentür sitzen,
bis endlich einmal jemand aufmerksam wurde und der kleinen Seele öffnete.
Manchmal unterstrich sie ihre Wünsche mit einem milden Vorwurf ("maaah").
Als beide erwachsen waren, kam der Umzug nach Goßfelden.
Dort verlebten sie ihre schönsten Jahre, sieben an der Zahl.
Später, in Marburg, wurde das Leben zunehmend schwerer.

Dort begann ein seltsames Frauchen, sich häuslich einzurichten.
Sie hatte Herrchen getäuscht, wollte dann die beiden loswerden.
Sie stellte ein Ultimatum, und Pünktchen und Anton wurden "abgeschoben"
zu einer blinden Frau in der Nähe, für ein ganzes Jahr.
Als die Seltsame fort war, besann sich Herrchen auf sein Gewissen,
das ihn schon die ganze Zeit geplagt hatte, und holte beide zu sich zurück.
Anton hatte sich, woher auch immer, mit Leukose infiziert.
Er litt, starb ein knappes Jahr darauf, blind, an Herzversagen.

Eineinhalb Jahre später kam Emil, auch rot,
aber mit weniger Weiß, ein kleines quirliges Bündel aus dem Tierheim.
Pünktchen, schon im gesetzten Alter, fühlte sich so manches Mal belästigt
durch seine jugendliche Unbekümmertheit und seinen Spieltrieb.
Ein paar Refugien konnte sie sich immerhin bewahren,
dort träumte sie ihren Traum von einer besseren Zeit.
Doch sie war zufrieden mit der Liebe und Wärme ihres Herrn.
Und trug alles mit Gleichmut, selbst Schmerzen merkte man ihr lange nicht an.

Viel zu spät entdeckte man ihr unheilbares Blasenleiden.
Sie überlebte ihren Gefährten um die Hälfte seiner Zeit
und starb durch Euthanasie im Alter von 18 Lenzen
im beginnenden Frühling eines neuen Jahrtausends.
Bescheiden kam sie, und so lebte und ging sie,
und niemand wird ihre Gebeine je finden, denn das Grab
bei der Tanne, neben Anton, wurde leergeräumt (ein Hund?).
Es bleibt ein digitales Denkmal, und auch Emil trauert um seine Kameradin.

© fu 10/2000